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Sven Godenrath

 

Sonntag, 8. April 2012, 10:05

 

Wagners Ring in Hamburg ( vom 01.03.2012 - 11.03.2012 ) Wagner Rheingold 01.03.2012

Das sich schlechtes Benehmen während einer Opernauführung nicht unbedingt auszahlt, mußte gestern ein wahrscheinlich geistig leicht gestörter Besucher erleben, der vom Publikum beinahe Eigenhändig aus dem Saal entfernt worden wäre.

Das Bühnenbild von Herrn Guth entsprach wohl seinem üblichen Niveau, es war unter aller Sau und daher auch nicht wert überhaupt eines weiteren Kommentares gewürdigt zu werden.
Der Orchesterklang war hervorragend, wenn auch manche Sequenzen etwas getragener gespielt hätten werden können.
Die erste Überraschung des Abends war Vida Mikneviciute als Freie,mit ihren klaren tragfähigen Sopran setzte sie sich mühelos gegen das Orchester durch.
Albert Dohmen als Wotan und Jan Buchwald als Donner waren da weniger durchsetzungsfähig, nicht das ihre Stimmen untergingen, sie waren nur leider für die darzustellenden Rollen etwas zu wenig tragfähig, wodurch der Wotan stellenweise eher wie das Herrchen des Schoßhündchens Donner wirkte.
Chris Lysack als Froh riß mich auch nicht gerade aus dem Gestühl, die Stimme war etwas blaß.
Die zweite große Überraschung des Abends war Albrecht Kludszuweit der kurzfrstig den Part des Mime übernahm.
Eine helltimbrierte Stimme, mit welcher er die Rolle herausragend darzustellen vermochte, ohne viel gekeife sondern statt dessen auf der gesanglichen Ebene.
Der Loge sollte ursprünglich von Peter Gaillard gesungen werden, da jener aber erkrankte und man nur einen kurzfristigen Einspringer für den Mime bekommen konnte, sang Jürgen Sacher an diesem Abend anstelle des Mime den Loge, ebenfalls hervorragend.
Ein weiterer Höhepukt war die Fricka gesungen von Lilli Paasikivi, welche Albert Dohmen vokal fast die ” Schau ” stahl, denn auch hier konnte er sich vokal nicht durchsetzen, hier hatte die Fricka “die Hosen an”, nicht Wotan, stimmlich zumindest.
Auch die beiden Riesen Fasolt und Fafner gesungen von Wilhelm Schwinghammer und Alexander Tsymbalyuk bildeten zusammen einen weiteren gesanglichen Höhepunkt.
Zu guter letzt muß noch Wolfgang Koch als Alberich erwähnt werden, welcher vom Publikum sehr gefeiert wurde.
Die Rheintöchter Woglinde, Wellgunde und Flosshilde wurden von Katerina Tretyakova, Maria Markina und Ann-Beth Solvang gesungen.

Richard Wagner: Die Walküre Hamburg 04.03.2012

Etwas über den Schwachsinn zu schreiben, den Claus Guth Inszenierung nennt würde bedeuten ihm mehr Aufmerksamkeit zu Teil werden zu lassen, als er für diese Leistung verdient hätte.

Im ersten Aufzug hörten wir einen etwas uncharmanten und mit leicht kehliger Stimme singenden Simon O’Neill als Siegmund, der sich allerdings spielend über das Orchester hinweg setzen konnte.
Heide Brunner fand ich im ersten Akt als Sieglinde zu wenig charismatisch, sie blühte dafür im dritten Akt dann auf.
Schade das sie diese Leistung nicht schon im ersten Akt gezeigt hatte.
Der Höhepunkt des ersten Aktes hingegen war der Hunding, wundervoll gesungen von Alexander Tsymbalyuk.
Das Dirigat war hier leider etwas durchwachsen, geradezu hektisch wirkten viele Passage wo gesanglich gerade etwas von rennen oder eilen vermittelt werden sollte, gefolgt von getragenen Passagen, die im ersten Akt glücklicherweise dann doch überwiegen zum Tragen kamen.
Der zweite und dritte Akt wurde dann wieder konsequenter von Simone Young dirigiert.
Catherine Foster, die Brünnhilde des Abends, war im zweiten Akt erschreckend blaß, lief allerdings ähnlich wie Heide Brunner dann im dritten Akt zur Höchstform auf.
Albert Dohmen errinerte während des ganzen Abends an einen Ausspruch eines Politikers während einer Karnevalssitzung der da sagte:”Das war kein Sturm, das war kein Tsunamie, es war nur eine Westerwelle.
Schwach und mit dünner Stimme sang er sich durch den ganzen Abend (” Wer meines Speeresspitze fürchtet “, die Spitze vielleicht, die Stimme mit der dieses vorgetragen wurde, hätte genauso gut auch singen können: “Und morgen wird die Sonne wieder scheinen..” ), kurz um diesen Wotan konnte man leider weder fürchten noch erstnehmen, kein Wunder also das die überragende Lilli Paasikivi als Fricka hier leichtes Spiel hatte um sich gegen Wotanswillen, welcher Siegmund nicht opfern wollte, durchsetzen konnte.

Richard Wagner Siegfried Hamburg 07.03.2012

Ein konsequentes hervorragend herausgearbeitetes Musikschauspiel, das uns Simone Young an diesem Abend bot, schade nur, daß das Bühnenbild für den ganzen Ring grottig bis unterirdisch und von erschreckend mangelhafter Konsequenz war.

Christian Franz bestach durch seinen hellen und dennoch ” heldisch” klingenden Tenor, der es aber fertig brachte in gefühlvollen Momenten seine Stimme angenehm zurückzunehmen.
Jürgen Sacher bestach mit seinem lyrischen Tenor als Mime, und auch Wolfgang Koch als Alberich und Wilhelm Schwinghammer als Fafner konnten überzeugen.
Deborah Humble die bereits im Rheingold die Erde sang ist mir für Rolle zu helltimbriert, gesanglich hingegen gab es nichts auszusetzen.
Albert Dohmen, der im ersten Akt eine Steigerung gegenüber der beiden voran gegangenen Abende hinlegte, die man ihm gar nicht zugetraut hätte, versank im zweiten Aufzug leider wieder auf sein übliches temperamentloses Niveau.
Der Waldvogel gesungen von Gabriele Rossmanith stellte eine weiteres kleines Highlight für diesen Abend dar und zu guter letzt Cathrine Foster als Brünnhilde, die in den letzten knapp zwanzig Minuten hervorragendes leistete.
Bleibt nur zu hoffen, das sie diese Leistung auch während der gesamten Götterdämmerung durchhalten kann und nicht erst, wie in der Walküre im letzten Akt zur Höchstform aufläuft.

Richard Wagner: Götterdämmerung Hamburg 11.03.2012

Deborah Humble war in den Rollen als 1. Norn und später als Waltraute hervorragend.
Cristina Damian als 2. Norn war gut und Helen Kwon sang die 3. Norn wie üblich etwas schrill oder um Dieter Bohlen in Bezug auf sie zu zitieren: ” 2 mal Nein “.
Catherine Foster war gleich vom 1.Aufzug an auf dem Höhepunkt ihres Könnens angekommen, dieses hohe Niveau konnte sie bis zum Ende des 2. Aufzuges spielend halten.
Die Schlußszene allerdings sang sie dann mit dünner Stimme, ausdruckslos und ohne die nötige Autorität in der selbigen.
Sie geriet somit zu einer Gähnnummer hoch drei.
Christian Franz begann ebenfalls auf einem sehr hohen Niveau und konnte dieses auch bis zum Schluß durchhalten.
Siegfrieds Tod und Rheinfahrt ( welche verständlicherweise bei Herrn Guth nicht stattfand, warum ins Libretto schauen, wenn man sich seine eigene Handlung zurecht basteln kann ) glich musikalisch einer Offenbarung, was nicht zuletzt auch dem hervorragenden Dirigat von Simone Young lag.
Von ersten bis zum letzten Ton ein voller, satter und mitreißender Orchesterklang, wofür sie zum Ende der Aufführung, wie üblich, euphorisch gefeiert wurde.
Attila Jun, der Sänger des Hagen, dessen letzte Worte man nur lesen, bzw. erahnen konnte, sang bis dahin ebenfalls hervorragend.
Weniger gelungen weil etwas zu blaß hingegen waren Robert Bork ( dessen Stimme zu beginn leicht leierig klang ) als Gunther und Anna Gabler als Gutrune ( Gutrune könn ich dir gerne, das will ich nach diesem Gesang gern glauben ).
Unverständlich das Siegfried ihretwegen und des Trankes natürlich, Brünnhilde vergessen konnte um sich Gutrune dann zuzuwenden.
Der kurze Auftritte von Wolfgang Koch als Alberich war ebenfalls gelungen.
Der Auftritt der Rheintöchter, Katerina Tretyakova, Maria Markina und Ann-Beth Solvang wurden ausnahmsweise einmal nicht vom Bühnenbild zunichte gemacht.
Ein kompletter Ringcyclus der zumindest von den Sängern und natürlich vom Dirigat her überaus gelungen war.
Den Rest, naja, man kann halt nicht alles haben, leider.

Ich muß hier allerdings abschließend hinzufügen, das Hamburg Gott sei es gedankt nicht Bayreuth ist.
Abgesehen vom Ring und vom Lohengrin ( zwar Schwachsinnig, aber nur halb so Schwachsinnig wie die Bayreuther Inszenierung ), haben wir hier wengistens noch einen vernüftigt Inszenierten Tannhäuser, eine einigermaßen plausiblen Tristen und einen hervorragenden Parsifal.
Man könnte an dieser Stelle Herrn Thilo Sarrazin einen neuen Buchtitel vorschlagen, welcher da heißen könnte: Bayreuth schafft sich ab.
Ich mal gespannt wie lange die Menschen noch bereit sind für diesen Schwannsinn Geld zu bezahlen.